- Nebenniere: Hormone in Rinde und Mark
- Nebenniere: Hormone in Rinde und MarkDie zwei Nebennieren sind kleine Organe mit einem Gewicht zwischen 5 und 15 g. Das Aussehen der Organe, die den oberen Nierenpolen aufgelagert sind, erinnert an das einer Zipfelmütze.Die Nebennierenrinde und ihre HormoneDie Nebennieren bestehen aus einer Bindegewebskapsel, die die Organe umschließt, aus der Nebennierenrinde und dem Nebennierenmark. Sowohl Rinde als auch Mark produzieren Hormone. Die Nebennierenrinde teilt sich in drei Schichten auf: Die äußere Schicht nennt sich Zona glomerulosa und stellt Hormone her, die als Mineralcorticoide bezeichnet werden und unter denen vor allem das Aldosteron von Bedeutung ist. Die mittlere Schicht wird als Zona fasciculata bezeichnet und produziert die Glucocorticoide Cortisol, Corticosteron und Cortison. Die innere Schicht heißt Zona reticularis. Sie produziert bei Mann und Frau gleichermaßen eine geringe Menge von Hormonen (DHEA, Androstendion), die als Vorstufe vor allem für männliche Sexualhormone (Androgene) dienen. Der Großteil der Androgene wird beim Mann jedoch von den Hoden produziert.Die Glucocorticoide gehören zu den Steroidhormonen - damit ist ihr Grundstoff Cholesterin. Stimuliert wird die Ausschüttung der Glucocorticoide durch das Hypophysenhormon ACTH, dessen Freisetzung wiederum durch das Hypothalamushormon CRH gesteuert wird. Sind ausreichend Glucocorticoide im Blut enthalten, wird die Produktion sowohl von ACTH als auch von CRH eingeschränkt.Die Glucocorticoide sorgen dafür, dass dem Körper ausreichend Energie zur Verfügung steht, indem sie den Blutzuckerspiegel erhöhen. In Stresssituationen werden Glucocorticoide vermehrt ausgeschüttet, denn sie tragen dazu bei, mit Belastungen fertig zu werden. Das geschieht, indem sie körpereigenes Eiweiß (vor allem aus den Muskeln) abbauen und in Glucose umwandeln. Zugleich bauen sie Fett ab und hemmen entzündliche Prozesse (auch bei allergischen Reaktionen). Besonders wichtig ist zudem, dass sie die Tätigkeit des Immunsystems einschränken. Vor allem letztere Wirkung macht sich die Medizin zunutze: Glukokortikoide werden unter anderem eingesetzt, um Autoimmunerkrankungen und Allergien zu behandeln Eine längere hoch dosierte Gabe beziehungsweise eine übermäßige Produktion von Glucocorticoiden durch die Nebennierenrinde hat allerdings zur Folge, dass sich das Cushing-Syndrom entwickelt. Charakteristisch für dieses Krankheitsbild ist das Vollmondgesicht. Hinzu kommen unter anderem größere Anfälligkeit für Infektionen, Muskelabbau, Osteoporose, Müdigkeit und Einschränkung der eigenen Glukokortikoidproduktion, weshalb glucocorticoidhaltige Medikamente nur allmählich abgesetzt werden dürfen, damit sich die Nebenniere daran gewöhnen kann, diese Hormone wieder zu produzieren.Das von der Nebennierenrinde hergestellte Mineralcorticoid Aldosteron ist dafür zuständig, dass Salz (Natrium) und Wasser von den Nieren verstärkt an das Blut zurückgeleitet und weniger Urin ausgeschieden wird. Dadurch erhöht sich das Blutvolumen und damit auch der Blutdruck. Gesteuert wird die Aldosteronproduktion über die Nieren, die das Hormon Renin ausschütten, das die Nebennieren zur Freisetzung von Aldosteron stimuliert.Zwei seltene Krankheiten können sich infolge von Erkrankungen der Nebennierenrinde entwickeln: Morbus Addison und das Conn-Syndrom. Während es beim Morbus Addison zum Mangel entweder an Glukokortikoiden oder Mineralcorticoiden kommt (Symptome: Müdigkeit, niedriger Blutdruck, Magen- und Darmprobleme, Herzrhythmusstörungen), wird beim Conn-Syndrom zu viel Aldosteron hergestellt (Symptome: Bluthochdruck, Verstopfung, Muskelschmerzen). Während Morbus Addison durch die Zufuhr von Hormonen behandelt wird, besteht die Therapie des Conn-Syndroms entweder in der Entfernung der Nebenniere (bei einem Tumor) oder in der Gabe von Gegenspielern des Aldosterons.Das Nebennierenmark und seine HormoneDas Nebennierenmark gehört genau genommen zum vegetativen Nervensystem - die Impulse zur Hormonproduktion erhält es durch Ausläufer von Nervenzellen. Die vom Nebennierenmark hergestellten Hormone sind Adrenalin und Noradrenalin, die auch als Katecholamine bezeichnet werden. Beide dienen in erster Linie der Stressbewältigung, da nach ihrer Ausschüttung schnell Energie bereitgestellt wird. Alle Stress auslösenden Ereignisse (z. B. Angst, aber auch Freude) lösen die Freisetzung der Katecholamine wie auch die der Glucocorticoide aus. Für die ersten Reaktionen des Körpers in der Stresssituation sorgen die Katecholamine - sie erhöhen unter anderem den Herzschlag und steigern die Durchblutung der Muskeln und damit die Reaktionsbereitschaft des Körpers. Die Glucocorticoide dominieren jedoch bei anhaltendem, negativem Dauerstress (Dysstress), der nicht durch Bewegung oder Entspannung abgebaut wird - es kommt zu ungewünschten Effekten wie Konzentrationsschwäche und Schwächung des Abwehrsystems.
Universal-Lexikon. 2012.